Siomo Human is the next big KPI

human is the next big !kpi.

Oder wie das mit ganzen New Work und der Sinnhaftigkeit wirklich gemeint ist.

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Von ernsthafter Sinnhaftigkeit, dem Lösen der wirklich großen Probleme unserer Zeit wie Klima & Co sind wir gefühlt immer noch Lichtjahre entfernt, und beschäftigen uns sowieso eigentlich viel lieber erstmal mit Weltraumtourismus a la Bezos & Musk. Das lenkt ja auch so schön ab. Davon das hier gefühlt nichts vorwärts geht & alles irgendwie festzustecken scheint. Nach einer Pandemie läuft Digitalisierung in Deutschland immer noch nicht so ganz, verstanden wurde sie auch nicht, kann man vielleicht auch noch gar nicht, oder!? Und Organisationen verstehen sich als Showroom für Einrichtungsgegenstände. Warum ist das so? Warum sind wir so weit weg, davon wirklich ein Team zu sein? Eine Organisation ein Team! Eine Gesellschaft ein Team! Eine Welt ein Team! Lichtjahre sind wir entfernt! In 2022 müssen wir wieder über Krieg reden! Ernsthaft?

In einer Zeit in der es uns doch so gut geht! Wie schaffen wir, was Frithjof Bergmann sagte: „Die Gesellschaft der Zukunft wird eine Gesellschaft sein, in der Alles, Alles stärkt!“ Niemand müsste mehr leiden auf diesem Planeten, in welcher Form auch immer, ob geistig oder materiell, ob Hunger oder Sicherheit & niemand, wirklich niemand müsste in dieser Komplexität der großen Fragen alleine bestehen! Wir haben das nicht nötig! Ich mache hier mal einen Absatz! Über das muss man doch schon mal nachdenken! 

Um das zu verstehen, warum denn alles so ist wie es gekommen ist, oder was evtl. eine Lösung sein könnte, müssen wir natürlich erstmal das Problem kennen & verstehen.

NEW WORK IST TAYLORISMUS FÜR FAULE

Die Hoffnung Taylors war systematisch und wissenschaftlich den “besten Weg” zu finden, um Arbeit zu erledigen. Ein zentraler Ansatzpunkt war, zwischen Denken und Planen auf der einen und Machen auf der anderen Seite zu unterscheiden. Wenn Arbeit gut genug analysiert und verstanden wird, dann können Spezialisten die besten Wege finden die Aufgaben zu erledigen und schon funktioniert es mit der Arbeit. Das Resultat: Entfremdung von der Arbeit und ein sehr großer Graben zwischen “Management” und “Arbeitern”. Jetzt muss man nicht gleich Taylorismus betreiben – es ist aber einer der prominentesten Ansätze, der zwischen Verwalten/Managen und Handeln/Umsetzung unterscheiden.

Einfache Lösungen für komplexe Probleme haben sich schon immer hervorragend verkauft.

Siomo Digital Experience

Diese Trennung funktioniert nicht. Dennoch ist sie recht häufig. Senior Management definiert Strategien, das Management und die jeweiligen Leads sorgen dann dafür, dass sie Realität wird. Die Teams setzen dann um. Ist halt nicht mehr Fabrik und Vorarbeiter und so – die Mechanik ist aber oft die gleiche. Das Heilmittel: New Work & Co. Dort laufen ganz viele Coaches, Evangelist:innen, Botschafter:innen uvm. rum und erklären wie etwas zu tun ist, damit wir alle besser arbeiten können in der neuen, digitalen Welt. Erstaunlicherweise ganz oft ohne Studien & Messbarkeit. So ganz menschlich, systemisch, empathisch. Dort werden dann Heilmittel genannt, die – wenn sie denn gut umgesetzt werden – dabei helfen zu arbeiten und “das Neue” sind. Lösungen für das digitale, globale Zeitalter. Komischerweise wird die Frage nach dem “wann funktioniert/ hilft es denn?” oft ausgeklammert. Es ist dann oft schlicht richtig, dass offene Büros ohne feste Arbeitsplätze geschaffen werden, regelmäßig Retrospektiven durchgeführt werden oder Feedback im Dreiklang geübt wird.

 

Ein oft wiederkehrendes Motiv ist, dass Menschen sich schon selbst organisieren und das Richtige tun, wenn sie nur im richtigen Rahmen arbeiten. Ach, wenn es nur so einfach wäre…

Den Reflex in einer immer komplexer werdenden Welt möglichst einfache, für alle möglichst schnell verständliche Lösungen zu finden und zu leben ist sogar verständlich. Es ist aber opportun. Einfache Lösungen für komplexe Probleme haben sich schon immer hervorragend verkauft.

Sie geben Sicherheit, Ruhe, Gewissheit und etwas, was gut zu verkaufen ist. Und es ist bequem. Schnell mal das Büro renovieren, fancy Drinks für alle, und wir haben doch jetzt dieses Resilienz Seminar, dann will ich aber wirklich nichts mehr hören von den nervigen Mitarbeitern. Funktionieren tun sie aber praktisch nie, diese bequemen Lösungen. Wir simulieren dadurch nicht mal ernsthaften Wandel! Wir faken ihn! Komplexe Dinge einfach zu machen und einfach lösen zu wollen ist naiv. Wenn wir in einer immer komplexeren Welt gut wirtschaften und handeln wollen, müssen wir verstehen, wann etwas gut ist und wann nicht. Besser ausgedrückt: wann etwas die erhoffte Wirkung erzielt und wann eben nicht und natürlich auch wenn etwas ganz andere Resultate bringt. Das ist schlicht und einfach empirisches Vorgehen. Der Zyklus ist reichlich einfach: Nachdenken, planen, machen, beobachten/messen und wieder von vorn. Man kann ihn noch anders nennen, aber im Kern ist es das. Die Idee dahinter ist, dass wir unser Denken und Handeln so verändern, dass es bestmöglich Wirkung entfalten kann – und dabei sehr aktiv damit umgehen, dass wir uns selbst immer wieder irren und auch systematisch falsch wahrnehmen. Am leichtesten belügen und betrügen wir uns nun einmal selbst.

ES SIEHT GUT AUS REICHT JA WOHL ALS EVIDENZ!

Wenn z.B. Feedback im Dreiklang eingeführt werden soll: wann ist es hilfreich, ist es überhaupt hilfreich oder schadet es sogar? Gibt es Menschen, Firmen, Situationen, die die Wirkung verändern? Was ist mit Kultur, Sprache, Alter, Bildungshintergrund, Stimmung, Tageszeit, Situation, Stellung usw. Und ja: das alles sollte bedacht werden. Die Frage wie Dinge zusammenhängen und dies empirisch zu prüfen wird von den empirischen Wissenschaften bearbeitet. Und jetzt kommen wir an den Knackpunkt: Die finden in New Work und co. sehr oft gar nicht statt. Da wird dann gerne auf “eine Studie” verwiesen. Erstaunlicherweise oft auf “eine” oder eine/n Autor:in/ TED talk. Und das reicht oft als Argument. Ganz selten wird auf wissenschaftliche Arbeiten geguckt – werden gar ausgewiesene Expert:innen auf dem Feld einbezogen. Und ich habe auch eine Vermutung wieso. Kaum wird das gemacht, schon ist es gar nicht mehr so einfach das Richtige zu tun. Es gibt nämlich auf komplexe Fragen keine einfachen Antworten. Liegt in der Natur der Sache. Sonst wären die Sachen ja einfach.

Und hier kommen wir wieder zum Taylorismus. Er hat versucht Menschen ähnlich wie Maschinen zu betrachten – sie bis zur Unkenntlichkeit messbar und als “Sache” planbar zu machen. Handgriffe wurden detailliert beschrieben, Motivation über hohe Ziele und daran gekoppelte Vergütung geschaffen usw. Im Rahmen des industriellen Bedarfs und des Menschen als Produktionsfaktor ein durchaus spannender Ansatz. Und er hat gemessen, überprüft, getestet usw. Hier gibt es aber (neben weiteren) ein Problem: Menschen sind komplex. Der Taylorismus ist hier eine zu einfache (und menschenverachtende) Lösung für ein komplexes Problem. Aber immerhin wurde empirisch gearbeitet! Bei New Work wird selbst das oft nicht gemacht. Sehr oft wird eben nicht empirisch überprüft, ob etwas funktioniert oder gar untersucht, wieso das der Fall ist. Und jetzt wird es kurz ruppig: Da können die Erklärungsmodelle noch so komplex sein (und leider sind sie das ganz oft nicht… Ein Beispiel: alles ist ein System…) – ohne empirische Überprüfbarkeit ist es einfach nur Wunschdenken. Aber wo kommt das her? Eigentlich müsste doch klar sein, dass das nicht funktionieren kann! Empirismus ist in der Marktwirtschaft ja direkt eingebaut – spätestens im Ergebnis. Genauso wie der Taylorismus ist New Work oft eine einfache, mechanistische Antwort auf ein sehr komplexes Problem. Das Schema ist immer gleich: Du musst nur das hier machen, dann klappt es auch mit dem hier. Klingt einfach, allerdings ist dieser Satz recht nah an den heilbringenden Botschaften vieler “New Workler”, “Agilist:innen” usw.

WAS NUN? UND WANN GEHT DAS DENN LOS?

“Mit Selbstorganisation zum Erfolg” – das wäre so ein schöner Satz. Fühlt sich irgendwie wohlig warm an. Ist dann auch noch einfach zu kommunizieren. Kommt – das ist doch eine gute Strategie. Aber genau diese Einfachheit funktioniert in der wirklichen Welt nicht – sie ist eben komplex. Und verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich finde New Work, Selbstorganisation und die neue Begrünung im Open Space super, aber es scheint noch nicht des Rätsels Lösung zu sein. Denn wie wir am Anfang lasen gibt es doch noch einiges zu tun, wo es gefühlt nicht vorwärts geht, Digitalisierung & Innovationen sind Fremdwörter und die Fluktuation und Engagement Index in den hippen neuen Arbeitsflächen zeigen eher das Gegenteil von Freude, Sinn & Motivation. Und auch hier sei noch einmal erwähnt; Das geht alle an! Die Wirtschaft, die Politik, aber eben auch jeden Einzelnen! Wir müssen also wohl oder übel zum Kern unserer Unternehmung, was auch immer das ist, sein mag, wirtschaftlich, politisch, gesellschaftlich, sogar individuell, vordringen. Und das ist dann tatsächlich doch der Mensch. Der kann nämlich auch Bock haben, wenn das Büro scheisse aussieht, aber Motivation, Sinn & Team stimmen! So rum wird daraus ein Schuh. Klar, das Auge trinkt mit, und es ist schön, wenn es schön und wohlig ist. Aber Miteinander, Denken, Lernen, Handeln, ist der Kern von Unternehmung. Da gehört sogar gesunder Diskurs dazu.

Und nicht nur wohlig warm und Einheitstische die aber höhenverstellbar sind. Dieser Wandel reicht aber verdammt tief. Wenn wir wirklich Miteinander sein wollen, ein Team, eine Gesellschaft in der Alles, Alles stärkt, dann sprechen wir wirklich über flache Hierarchien und nicht nur weil wir uns jetzt alle duzen und cool im Open Space abhängen. So sind wir nicht sozialisiert, Hierarchien sind an Expertenstatus gebunden, in einer Welt & Wissensgesellschaft, in der das eigene Wissen als absolut gesetzt wird. Und in einer Welt, die sich tatsächlich sehr verändert hat und somit auch uns. Versuchen wir auf diese komplexen und wie wir jetzt sehen vor allem sehr menschlichen Themen einfache Antworten zu stülpen, bleibt New Work Taylorismus für Faule.

Wie soziale Intelligenz in Unternehmen, Gesellschaft & lebendig wird, und diese lebendig macht, wie Diskurs & Verantwortung übernehmen geht, wie wir Können & Wollen schaffen und Miteinander, Denken, Lernen, Handeln Kernthese jeglicher Unternehmung wird, lesen wir im kommenden Blogbeitrag über „Warum New Work & Digitalisierung ein sozialer und kultureller Umbruch sind.“

Versuchen wir auf diese komplexen und wie wir jetzt sehen vor allem sehr menschlichen Themen einfache Antworten zu stülpen, bleibt

New Work Taylorismus für Faule.

Siomo Frijdhof Bergmann

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